Kanada - Nova Scotia

Durch den Nebel - Am 4. Juni harren wir drei ganze Stunden im Hafen von Halifax aus und dies bei nass-kaltem Wetter. Nebel scheint die Stadt zu verschlucken, die Sicht ist schlecht. Ja, was um alles in der Welt…? Dochdoch, wir haben guten Grund dazu, denn heute soll das Schiff mit Zora ankommen. Endlich!
Fast geben wir auf, es ist wirklich ungemütlich. Doch dann kündet sich das Schiff mit lautem Hornen an. Dunkel und tief erschallt der Klang und macht das Erscheinen durch den Nebel noch mystischer. Wir freuen uns wie kleine Kinder, als wir es endlich erspähen. Es ist wirklich unser Schiff und unsere Zora hat die Überfahrt somit, hoffentlich unversehrt, überstanden. Ein grosser Schritt auf dem Weg in unser Abenteuer!
...ungemütliches Warten ... aber es lohnt sich

Die Kanadier ;) - Einen weiteren Tag warten wir und lassen uns den Tag durch die freundlichen Kanadier versüssen. So sitzen wir im Bus, eine schrullige Alte mit durchsichtiger Regenkappe (im Bus!) ebenso. Bevor sie aussteigt, kommt sie auf mich zu, deutet mit ihrem Doppelkinn auf Andy und meint schelmisch; «he is nice looking!» Was haben wir gelacht!

Der Tag der Tage - Dann am 6. Juni stehen wir erstmals mit Wecker auf (hach, das haben wir aber gar nicht vermisst!) und eilen ohne Frühstück in die Innenstadt zum Spediteur. Der macht seinem Namen alle Ehren und innert Kürze haben wir die benötigten Papiere und Stempel beisammen. Unsere Hoffnung das Auto heute - und nicht erst nach dem Wochenende holen zu können, steigt. Weiter zum Zoll. Auch die Dame in Uniform nimmt ihren Job ernst und stellt uns ein paar kritische Fragen. Unsere Antworten scheinen aber richtig und so meint sie, ohne eine Miene zu verziehen, «that’s it». Wenn sie wüsste, die Gute!
Noch nie haben wir so schnell ein Taxi angehalten und dann erst noch eines mit einem äusserst freundlichen Weggefährten. Wir plaudern mit dem netten vietnamesischen Fahrer über sein Heimatland, das Wetter und Leben dort. Wie muss es wohl sein, jetzt hier, in dieser anderen Umgebung und Kultur zu leben? Wir können es uns kaum vorstellen, wenn wir die beiden Länder vergleichen.
Er findet den Weg in den Containerhafen auf Anhieb und bereits beim Einfahren sehe ich etwas Rotes!!! zwischen all den Wohn- und Reisemobilen. Erst aber Westen anziehen, mit dem Auto ins Hafengelände und zusammen mit drei weiteren, allesamt älteren, Paaren warten. Wir unterhalten uns etwas mit Michael und Veronika, mit welchen wir im Vorfeld Email-Kontakt hatten. Dann sollen wir das Auto kontrollieren. Alles da, alles ganz. Gut siehst du aus Zora!
Nochmals etwas warten, eine Unterschrift und der lustig-nette Mexikaner bringt uns zum Auto.
... Zora!!!

Endlich unterwegs - Als Erstes steuern wir «Scotia Tires» in der Nähe unserer Bleibe an. Hier bekommt unser Reisegefährte das passende «Schuhwerk» für die laange Fahrerei. Wir essen in der Zwischenzeit Zmorge und packen unsere Siebensachen.
Als wir zurückkommen erkennen wir Zora kaum mehr. Jetzt sieht sie «off-the-maps-tauglich» aus;)
In den folgenden Stunden packen wir ein, aus, um und trennen uns bereits vom ersten Ballast. Tschüss du schöne, aber leider unhandliche Picknickdecke!
ui, all das soll da rein??! irgendwie passts dann. Fast alles.

Über die imposante Mc-Donald-Brücke verlassen wir Halifax und werfen einen letzten Blick auf die Stadt. Einmal noch volltanken und wir düsen richtig los. Auf kanadischen Strassen. Wir glauben es kaum!
Anfangs ist das Fahren etwas mühsam. So viele Schilder, Ampeln, Fussgängerstreifen, Autos. Immer wieder Stopps. Sobald wir aber aus den Vorstädten heraus sind, ändert sich die Szenerie. Hübsche kleine Dörfchen, gepflegte Einfamilienhäuser mit Golfrasen, das Meer stets im Blick. Schaukelstühle auf gemütlichen Veranden warten auf die kommenden Sommernächte. Nebel verhüllt und lichtet im Minutentakt. Meeresbrise liegt in der Luft. Lobsterkörbe am Wegesrand verheissen Gutes.
Wir sind euphorisch und fahren bis es fast dunkel wird. Unser erster Versuch einen Schlafplatz zu finden ist erfolgreich. Eine gerodete Fläche im Wald wird auserkoren. Wir sind hundemüde und ziehen unsere Vorhänge ehe es dunkel ist.
so kommen wir schnell voran ;) frische Fische überall verlassener Fischerort erster Übernachtungsplatz

Cape Breton - Noch ist nicht alles an seinem Platz und wir noch nicht ganz reisefertig. Der Wassertank ist leer, Benzin zum Kochen haben wir keines und auch der Kühlschrank ist erst halbpatzig gefüllt. Doch nichts hielt uns mehr in Halifax. Wir wollten nur noch los!
So statten wir uns in den ersten Reisetagen mit dem Benötigten aus und gewöhnen uns schnell ans Unterwegssein, auch wenn sich das eine oder andere noch etwas einspielen muss… Wir visieren das Cape Breton mit dem «Cabot Trail» als erstes Ziel an. «Eine der schönsten Panoramastrecken der Welt», laut Eigenwerbung, passend als Start für unserer Reise. Und wir sollen nicht enttäuscht werden.
Das Wetter spielt mit und wir fahren die Rundstrecke bei strahlendem Sonnenschein. Spektakuläre Ausblicke auf Meeresarme, pfeiffengerade Pisten durch den Wald und Dörfer wie aus dem Film wechseln sich ab. Wir finden schöne Steinstrände und es fühlt sich nach Sommerferien an. Überall begegnen uns nette, interessierte Menschen. Sie trauen sich zu fragen und wir verteilen fleissig Visitenkärtchen. Andere Touristen sehen wir kaum und so dürfen wir uns ganz alleine an den Strand stellen zum Kochen. Von diesem Leben haben wir monatelang geträumt.
Cabot Trail schöne Häuser... ...aussichtsreiche Fahrt solebt sichs hier... oder so... unser Lunch-Platz am Ingonish Beach Ingonish Beach unser Znacht-Platz am verlassenen Strand bei Indian Brook jaja, es lässt sich aushalten!

Tierwelt - Von Anfang an sehen wir viele Tiere, ganz unverhofft oft. Im goldenen Abendlicht kreist ein Seeadler über unserem Auto und wir können ihn beim Angriff auf einen Fuchs, oder dessen Beute, ganz sicher sind wir nicht, beobachten. Majestätisch wie er durch die Lüfte segelt.
Auch Wale sehen wir. Dank eines Tipps finden wir einen Übernachtungsplatz hoch über den Klippen mit wundervollem Ausblick aufs Meer. Von dort lassen sie sich beobachten. Wir stellen unsere Stühle weit nach vorne, legen Felle drauf und beobachten sie stundenlang mit dem Fernglas. Einfach eindrücklich!
Im flachen Hochland erspähen wir dann auch noch einen Elch. Gemächlich trottet er durch die Graslandschaft und lässt sich durch die Beobachter nicht vom Fressen abhalten. Gut getarnt sind die komischen Geschöpfe und sie können sich leicht hinter den Bäumen verstecken. Für uns war es der erste Elch, den wir gesehen haben, doch wie viele UNS wohl bereits beobachtet haben?

Ja und dann gibt’s da auch noch ein Tier, das wir bisher meist tot gesehen haben. Leider. Orange ist’s und schmecken tut’s. Die Rede ist von Hummer, hier Lobster genannt. Bei uns eine fast unbezahlbare Gaumenfreude, hier erschwinglich und beinahe an jeder Ecke zu bekommen. 500g pures Hummerfleisch, ohne Schale ist für 25$ zu haben! Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und schlagen zu. Die Leckereien werden zu Hummer-Sandwich, Hummer-Spaghetti usw. verarbeitet. Was für ein Schmaus!
ein Seeadler - doch wir waren zu langsam :-) Lobster-Sandwich... ... und das neue Lieblingshobby: Walbeobachtung ... gleich ein perfekter Nachmittag neue Freunde 1 neue Freunde 2 neue Freunde 2

Aussicht - Noch suchen wir unser Reisetempo. Im Moment streben wir nach Abenteuer und es zieht uns schnell weiter. So verlassen wir das schöne Cape Breton nach ein paar Tagen. Wir möchten weiter nördlich. Nach Neufundland!
Dazu mehr im nächsten Bericht.
Abendstimmung am Cabot Trail

Rene Mehmann

2014-06-19 09:07:21

Hallo Ihr zwei - Welch schooner Bericht! Endlich durftet ihr los fahren und die ersten Meilen zurücklegen. Ich teile Eure Freude und hoffe, dass ihr auf Eurem langen Weg noch zahlreiche ausserordentlich schöne Momente erleben dürft. Neidisch bin ich neben all dem Sehenswerten auf Lobster-Spaghetti und Sandwiches. Davon können wir in der Schweiz wirklich nur träumen. Geniesst die Zeit. Herzliche Grüsse - Rene Mehmann/Papi

Lisbeth und Leo Knecht

2014-07-22 02:04:57

Hallo ihr Zwei Gleichgesinnten.Wir freuen uns, dass ihrs auch geschafft habt und nun endlich Unterwegs seid. Wir wuenschen euch viele tolle Erlebnisse und immer eine Handbreite Diesel im Tank. Sind gespannt was ihr so erlebt und freuen uns auf weitere so tolle Berichte
Mit lieben Gruessen Lisbeth und Leo


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